Inside UDG

Work@UDG: Kai Greb

Arbeitssituation M. Büttner , L. Beßler, P. Yenner.
Beitrag von Tanja Gabler | Samstag, 28. November 2015
Kategorie: Inside UDG

„Schönes Design ist nicht immer gut“

Als Director UX-Design im Heimsheimer Office der UDG United Digital Group sorgt Kai Greb dafür, dass Menschen sich auf Webseiten wohlfühlen. Er und sein Team identifizieren Hürden in der Nutzerführung und beseitigen diese. Dabei stellt sich immer wieder heraus, dass eine schöne Optik nicht automatisch die besseren Ergebnisse bringt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Dir aus?

Kai: Alles verändert sich ständig – zum Glück. Ich kann sagen, ob ein Tag einem anderen in der vergangenen Woche ähnelt, aber vor einem Jahr war noch alles anders. Wir haben viele unterschiedliche Aufgaben: Von der Pitch Präsentation über die strategische Beratung, hin zum Konzept und Design. Große Projekte auf die Straße bringen oder kleine Tests und Optimierungen an Websites vornehmen.
Morgens gehe ich eine halbe Stunde mit meinem Hund Alwin spazieren, einem schwarz-weißen Großen Münsterländer, in dieser Zeit plane ich den Tag. Nach dem Mittagessen gehe ich nochmal raus aus der Pixelwelt, rein in die reale Welt. Wenn man den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt, verliert man die Distanz zur eigenen Arbeit, da tut so ein bisschen Natur, ein bisschen Wind ganz gut. Die restliche Zeit liegt der Hund unter meinem Schreibtisch und passt auf, dass mir die Leute nicht zu viel Arbeit hinlegen. Klappt aber nicht besonders, ich habe zum Glück immer viel zu tun.

Wie erklärst Du Deinen Eltern oder Großeltern, was Du arbeitest?

Kai: Ich versuche, Internetseiten so zu verbessern, dass die User schneller an ihr Ziel kommen und die Webseitenbetreiber genauso. Und wenn beide ihre Ziele erreichen, sind alle glücklich. Auch ich.

Wie gehst Du dabei vor?

Kai: Wenn man sich als Nutzer auf einer Webseite nicht wohlfühlt, ist es oft schwer zu definieren, woran es liegt. Das herauszufinden ist mein Job. Wir machen Expertenchecks, suchen nach Störfaktoren in der User Experience und reden mit unseren Datenanalyse-Spezialisten, ob wir unsere Annahmen mit Zahlen belegen können. Natürlich gibt es auch den umgekehrten Fall, dass die Analysten zu uns kommen, weil ihnen Unregelmäßigkeiten in den Daten auffallen, eine überhöhte Absprungrate zum Beispiel. Wir stellen dann Hypothesen auf, was der Grund dafür sein könnte, und testen verschiedene Varianten. Auf diesem Weg optimieren wir die Seite. Wenn es sich nicht mehr lohnt, eine Internetpräsenz zu überarbeiten, konzeptionieren wir diese ganzheitlich neu.

Was macht mehr Spaß: Neue Webseiten zu entwerfen oder bestehende zu optimieren?

Kai: Mit bestehenden Seiten zu arbeiten, macht mir oft etwas mehr Spaß, da können Kleinigkeiten oft viel bewirken – diese muss man aber erst finden, das ist eine Herausforderung. Bei einem Komplett-Relaunch hingegen ist der Spannungsbogen größer, und wenn dann alles klappt, ist das fett. Das Schöne ist aber in beiden Fällen, dass wir hier immer Kollegen aus anderen Bereichen wie Analytics, SEA, SEO oder Social an Board haben, die uns mit ihrem Blick und Verständnis wichtiges Feedback geben können.

Wie bist Du zu dieser Aufgabe gekommen?

Kai: Ich habe Design studiert, also visuelle Kommunikation in Pforzheim, dann viel Print gemacht, tolle Bücher, und durch die typografische Ausbildung habe ich ein Gespür für Proportionen bekommen. Ich weiß deshalb sofort, was die wichtigen Elemente auf einer Seite sind, welche untergehen und wie ich diese highlighten kann, ohne dass das Design zu laut wird. An Webdesign begeistert mich, dass es nicht nur um Geschmack geht, sondern dass man die Wirkung messen kann. Wenn die Zahlen stimmen, fragt keiner mehr: „Warum Blau?“ Das finde ich großartig – und manchmal natürlich auch fürchterlich, wenn die hässlichen Entwürfe eine bessere Performance bringen als die schönen. Da müssen wir dann durch und freuen uns an den Ergebnissen. An dieser Stelle muss ich auch einen Gruß an meinen Kollegen, den Sebastian Pospischil loswerden. Wir haben vor Jahren einen Landigpage-Test gemeinsam durchgeführt. Seine Variante, die nicht die hübschere war, hat um 400 Prozent besser abgeschnitten als meine, das war phänomenal.

Was ist schönes Design?

Kai: Schön ist, wenn nichts nervt. Aber schönes Design ist nicht immer gut. Denn manchmal ist es genau die Tatsache, dass irgendwas nicht stimmt, die eine Seite optisch spannend macht. Anders gesagt: Nur „schön“ ist oft zu viel Regenbogen und zu viel Bambi. Da muss dann ein Störer rein, der dem Bambi eins auf die Mütze gibt.

Was fasziniert Dich am Arbeiten in der digitalen Welt?

Kai: Die Messbarkeit! Mein Lieblingssatz ist: „Mit bunten Buchstaben schwarze Zahlen schreiben“. Da steckt ganz viel drin: die bunten Buchstaben von Google, die Traffic auf die Seiten bringen. In dem Satz steckt auch Typographie, Farbauswahl und Design drin, was für mich eine große Rolle spielt. Und zu guter Letzt natürlich, dass am Ende die Zahlen stimmen müssen. Bei meiner Arbeit wird mir nie langweilig, es gibt immer etwas Neues auszuprobieren, denn auch das Userverhalten ändert sich. Früher war Chat ein Nerd-Thema, solche Programme haben nur Teckies in ihren Garagen verwendet. Heute hat jeder WhatsApp und es interessiert niemanden, ob das ein Chat-Tool ist oder nicht.

Und was macht Dir an Deinem Job besonders Spaß?

Kai: Wenn’s funktioniert. Wenn sich eine Test-Hypothese bewahrheitet. Wenn ein Test die Conversionrate spürbar verbessert. Wenn wir eine Webseite oder einen Shop konzipieren und dann kommt da Stück für Stück Bewegung rein und eine Funktionalität dahinter.

Und privat? Bist du „always on“ – oder schaltest Du Dein Smartphone auch mal aus?

Kai: Ich hab einen kleinen Sohn. Wenn ich den um mich habe, brauche ich kein Telefonklingeln. Da reicht es, wenn er mit irgendetwas rasselt.

Wenn jemand nun Lust bekommt, bei der UDG im Bereich UX/Webdesign zu arbeiten – welche Eigenschaft sollte er unbedingt mitbringen?

Kai: Er braucht natürlich ein Grundverständnis von Internet. Und da ich UX bei kommerziellen Themen ohne den Blick auf Performancemarketing sinnlos finde, muss dazu ein gewisses Performanceverständnis kommen, ein Gespür für Layout und Proportionen sowie Verständnis von Informationsarchitektur und den ablaufenden Prozessen auf einer Webseite. Und derjenige braucht ganz viel Spaß bei der Arbeit. Denn ohne den Spaß wird alles irgendwie Grau. Und Grau interessiert keinen.

Zum Schluss noch eine Frage nach Deinen Aussichten: Was siehst Du, wenn Du über den Monitor schaust?

Kai: Meine Kollegen Heike, Sarah, Dominik und Marius, meinen Hund und die Autobahn von Karlsruhe nach Stuttgart – im Moment ohne Stau. Und auf meinem Schreibtisch viel Papier, Bleistift, Kugelschreiber und orange-leuchtende Textmarker für Skizzen.

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