User Experience

MVP: Wenn die UX auf der Strecke bleibt

UX Chaosamran Studio
Beitrag von Uwe Todoroff | Montag, 29. Oktober 2018
Kategorie: User Experience

Im Spannungsfeld zwischen Entwicklung und UX

MVP – ein Minimum Viable Product – ist eine Methode, bei der Produkt mit den einfachsten Funktionsumfang entwickelt wird, um Kundenbedarfe zu decken und Feedback zu ermöglichen. Das Produkt durchläuft nach seinem Markteintritt entweder einen schnellen Iterationsprozess, um einen wünschenswerten Zustand zu erreichen, oder aber die Entwicklung wird abgebrochen, wenn der Markt das Produkt für unbrauchbar oder unerwünscht hält.

Viel zu häufig wird daraus jedoch eine Minimalversion, deren Funktionalität in Frage gestellt werden kann. Die UX bleibt häufig als erstes auf der Strecke.

Woran liegt das? Schnelligkeit steht im Vordergrund des Prozesses. Oft scheint es sogar, dass für richtigen Research und verschiedene Designoptionen kaum Zeit mehr ist. Der gesamte Prozess von der Recherche bis zum Design soll in der Zeit eines einzigen Sprints durchgeführt werden. Das ist aber mit grundlegenden Methoden und Strategien des UX-Designs nur schwer vereinbar.

Verstärkt durch den Effekt, dass in agilen Teams ein UI/UX-Designer häufig mit mehreren Entwicklern zusammenarbeitet, bekommt die technische Perspektive schnell Übergewicht. Dazu kommt, dass UX-Designer schwerer in den agilen Prozess integriert werden können, da sie eben nicht programmieren und sich eine ganzheitliche User Experience nicht über Teil-Konzepte und -Funktionen herstellen lässt. Fühlen sich UX-Experten unverstanden und Entwickler nicht gleichberechtigt, führt dies im schlimmsten Fall dazu, dass die User Experience im Prozess als Störfaktor wahrgenommen wird.

Ein Schlüssel, dies zu vermeiden, liegt sicher in der Kommunikation. Ein ständiger Austausch im Team, ein frühzeitiges Einbeziehen aller Mitglieder in UX/UI-Themen, eine Kommunikation auf Augenhöhe sowie vor allem Offenheit gegenüber den Belangen anderer überwinden so manche Hürde.

Zudem hilft es, sich auf die Ideen, die hinter MVPs und agilen Prozessen stecken, zu besinnen und diese nicht nach eigenem Vorteil neu zu definieren. Werden die Methoden darauf ausgerichtet, schnell, häufig und immer wieder Feedback von Nutzern/Kunden zum Produkt zu erhalten, werden sie funktionieren. Nur eine kundenzentrierte Denk- und Arbeitsweise führt zu einem einheitlichen Verständnis über die künftig notwendigen Entwicklungen.

Denn fest steht: Weder agile Methoden noch der MVP-Ansatz lösen alle Probleme und Herausforderungen im Entwicklungsprozess. Aktuell sind sie vermutlich dennoch die besten Vorgehensweisen, die wir derzeit haben - auch wenn einige Anpassungen von vorgegebenen Prozessen wie zum Beispiel Scrum notwendig sind, um die eigene Struktur oder Produktentwicklung abzubilden. Denn nur kundenzentriertes Arbeiten und das Überwinden technischer Hürden und Restriktionen, wie sie nun mal Projektalltag sind, führt zu guten Produkten und Interfaces.

Eine ausführliche Version dieses Artikel hat t3n.de veröffentlicht: UX vs. MVP: Wenn das Minimum nicht genug ist.