Domain-Wahl für internationale Märkte

Domain-Wahl für internationale Märkte

Bunte Würfel in einem roten Plastikkorb
Beitrag von Marcus Pentzek | Freitag, 2. Februar 2018
Kategorie: Performance

URL-Bau zu Babel

In der Bibel steht geschrieben, dass Gott den Menschen viele Sprachen gab, um sie zu verwirren. Sie sollten so von dem Vorhaben ablassen, sich auf Grund ihres Turmes, den sie bis in den Himmel zu bauen im Begriff waren, gottgleich zu fühlen. Es funktionierte und die Menschen mussten ihr Projekt abbrechen, da sie nicht mehr miteinander kommunizieren konnten

Heute stehen Webseitenbetreiber vor einer ganz ähnlichen Herausforderung. Man möchte mit möglichst vielen Menschen kommunizieren und baut entsprechend eine Website auf, die viele Sprachvarianten anbietet. Doch die Sprachverwirrung ist mit der Übersetzung in die verschiedenen Sprachen nicht beendet.

Der Websitebetreiber steht vor der Entscheidung, ob er wirkliche eine einzige Website bauen möchte, die “einfach nur” mit vielen Sprachen aufwarten kann, oder ob eine Website für jedes Land eingerichtet werden soll.

Diese Entscheidung ist nicht einfach und hängt von vielen Faktoren ab. Vereinfachen kann man die Entscheidung, wenn keine regionale Inhalte angeboten werden sollen, sondern zum Beispiel die englischen Inhalte für alle englischsprachigen Länder gleich und die deutschen Inhalte für alle deutschsprachigen Besucher gleich sind. Dann kann man sich den Aufwand sparen, pro Land eine Website zu pflegen und würde bestenfalls mit einer einzigen Domain arbeiten – in der Regel einer Generic-Top-Level-Domainendung wie .com.

Doch neben Sprachen wie Englisch und Deutsch, deren Schriftsystem grundlegend auf demselben Alphabet fußen, gibt es auch weitere wie Russisch, Indisch, Thai und Chinesisch. Deren besondere Buchstaben und Schriftzeichen, aber auch bereits die deutschen Umlaute, machen es den Website-Planern nicht gerad leicht.

Sprachverwirrung in der modernen Computerwelt

Möchte man zum Beispiel einen chinesischen Online-Shop für den Verkauf von Backwaren bauen, wäre es doch naheliegend diese auch so zu benennen, nicht wahr?

 “Bäckerei” auf Chinesisch heißt “面包店” (wörtlich: Brotladen). Die Domain müsste also www.面包店.cn lauten.

Ja, man kann in China genau solche Domains registrieren. Genauso, wie man in Deutschland auch Domains mit Umlauten registrieren kann. Man kann sie sogar betreiben und sie funktionieren. Domains mit den landestypischen Sonderzeichen nennt man IDN-Domains.

Gibt man eine solche Domain aber in den Webbrowser ein, werden sie umgewandelt in ihr ASCII-Form. Die oben konstruierte chinesische Domain mit chinesischen Schriftzeichen würde in ihrer ASCII-Form so aussehen: www.xn--uir22yf59b.cn

Nicht mehr sehr einfach lesbar, richtig? Dies ist einer der Gründe, warum viele Websitebetreiber auf solche Domains verzichten oder sie auf eine Form weiterleiten, die von diversen technischen Systemen nicht in eine für den Menschen unlesbare Form umgewandelt werden.

Die Sprachverwirrung geht weiter

Hat man sich für eine Domain entschieden, gilt es, die URL-Pfade zu definieren, die in den verschiedenen Sprachen genutzt werden sollen.

Wir erinnern uns, dass Domains mit besonderen Schriftzeichen in ASCII-Code dargestellt werden. Das ist zum Glück bei dem restlichen Pfad der URLs nicht so. Lässt Gott also in gewisser Weise doch Gnade walten? Nein, denn es gibt ja neben ASCII noch eine “Sprache”, mit der man die Menschen verwirren kann: UTF8.

 Möchte der chinesische Bäckerladen im Internet also Schwarzbrot verkaufen, dann könnte die (komplett chinesische) URL so aussehen:

http://www.面包店.cn/黑面包

面包店 = Brot laden
黑面包 = schwarzes Brot

Sieht man sich aber an, was der Computer aus dieser URL macht, und würde ein normaler Mensch versuchen wollen zu verstehen, was dort steht, dürfte die Verzweiflung vorprogrammiert sein:

 https://www.xn--uir22yf59b.cn/%E9%BB%91%E9%9D%A2%E5%8C%85

 Vorne ASCII, hinten UTF8.

Der Mensch ist einfallsreich

Zum Glück basieren so viele Sprachen auf der Welt auf denselben 26 Buchstaben, so dass das lateinische Alphabet das (gefühlt) am weitesten verbreitete Schriftsystem ist. Selbst eine chinesische Computertastatur basiert auf diesem Alphabet und nicht auf den mehr als 10.000 verschiedenen chinesischen Schriftzeichen.

Das ist möglich, weil Chinesisch, wie die meisten anderen Schriftsprachen eine lateinische Umschrift kennt. In der VR China heißt dieses System Pinyin.

Diese Systeme sind entweder lateinischen Gegenstücke der jeweiligen Zeichen (das Russische Wort “сказать” schreibt sich alphabetisiert “skazat”) oder spiegeln die Aussprache wieder (das chinesische “面包” spricht sich “miän bao” und würde sich in Pinyin “mianbao” schreiben).

Eine beliebte Lösung für Sprachen mit nicht-lateinischen Schriften Domains und URLs zu bauen ist daher die Umschrift in den bekannten 26 Buchstaben des Alphabets.

http://www.面包店.cn/黑面包 würde in immer noch für Chinesen lesbarer Form zu http://www.mianbaodian.cn/heimianbao

 
Weitere Tipps zu der für viele internationale Websites gut einsetzbare Domain- und URL-Strategie stehen im Magazin von Ryte.com: Internationale SEO-Gewässer mit dem richtigen Domain-URL-Kompass befahren.